In diesem Abschnitt werden die beiden Pangasius-Arten vorgestellt, die in der weltweiten Aquakultur die grösste Rolle spielen. Bei der Aufzucht hat sich mittlerweile Vietnam mit einem Anteil von über 90% der weltweiten Produktionsmenge binnen weniger Jahre an die Spitze gesetzt. In naher Zukunft wird die Produktion an Pangasius-Welsen die Marke von 1 Mio. Tonnen überschreiten. Exportiert wird der Fisch, überwiegend als Filet, weltweit in ca. 80 Länder, davon gehen 43% der produzierten Filets in die Staaten der EU. Führend in der Importstatistik ist dabei Polen, das alleine im Jahr 2007 rund 40.000 t Pangasius importiert hatte. Innerhalb von 10 Jahren ist die Menge an exportierten Filets von anfangs 7000 Tonnen auf mittlerweile 300.000 Tonnen um das 40-fache angestiegen.
Nachdem im ersten Halbjahr 2009 die Nachfrage in Europa um 10 % zurückgegangen ist, ziehen die Importmengen gegenwärtig wieder deutlich an.
Pangasius hypophthalmus (Sauvage, 1878)
Der bis zu 1,30 m lange Pangasius hypophthalmus ist in Asien als “Tra” bekannt. Diese Art wird weniger für die regionalen Märkte gezüchtet, sondern geht überwiegend in den Export. In Vietnam ist diese Art mit einem Anteil von 98% der Produktionsmenge bei Weitem die ökonomisch wichtigste Pangasiusart. Der “Tra” ist v.a. in den USA, Japan und China schon länger im Markt und wird dort von den Verbrauchern sehr gut akzeptiert. In Europa ist diese Art (als “DER” Pangasius) gerade erst dabei, etwas bekannter zu werden.
Pangasius bocourti (Sauvage, 1880)
Pangasius bocourti wird in Asien als “Basa” bezeichnet und ist auf den dortigen Märkten, im Vergleich zum Tra eigentlich die begehrtere Pangasius-Art. Dies liegt v.a. daran, dass das Fleisch dieser Art etwas fettreicher ist. Das Hauptverbreitungsgebiet des Basa liegt im Mekong-Delta und in dem thailändischen Flusssystem des Chao Phraya. Dort ist der Basa als reiner Pflanzenfresser unterwegs.
Aquakultur
Die kommerzielle Aquakultur der Pangasius Welse in Vietnam ist noch ein recht junger Industriezweig. Erst Anfang der 90er Jahre begannen französische Biologen – die eigentlich zu Forschungszwecken in Vietnam waren – mit ersten Aufzucht- und Kreuzungsexperimenten, um einen Bestand zu entwickeln, der sich für eine Produktion in Aquakulturen eignet. Die aktuellen Zuchtlinien des P. hypophthalmus erreichen in den Fischfarmen ihr Erntegewicht von 1,5 – 2 kg in gerade mal sechs Monaten. Der “Basa” P. bocourti braucht dafür etwa doppelt so lange. Neben dem besseren Wachstum zeichnet sich der Tra auch noch durch eine besondere Robustheit aus. Selbst gelegentlich schwierige Umweltbedingungen, wie z.B. niedrige Sauerstoffwerte, toleriert der Tra – Pangasius ohne Probleme.
Bislang gab es drei klassische Methoden der Pangasius Aquakultur: die Aufzucht in Teichen, Schwimmkäfigen und Netzgehegen. In letzter Zeit setzt sich aber immer mehr die Produktion in grossen Teichanlagen durch.
Fütterung
Gerade P. hypophthalmus ist in der Aquakultur ein ausgesprochen anspruchsloser Allesfresser. Früher wurden die Fische in den kleineren Betrieben überwiegend mit selbst hergestelltem Futter grossgezogen. Dieses bestand oft aus Resten der Gemüse- oder Getreideproduktion. Mittlerweile wird zunehmend extrudiertes Industriefutter eingesetzt, das in der Regel sehr protein- und fettarm ist. Vergleichsweise geringe Werte von nur 26% Protein und 5% Fett sind für diesen Fisch vollkommen ausreichend. Dieses kommerzielle Futter besteht meist aus pflanzlichen Nebenprodukten der Reisverarbeitung. Der geringe benötigte Energiegehalt des Futters und die Verwendung pflanzlicher Rohstoffe sind weitere Pluspunkte für eine weltweite Aquakultur des Pangasius. Durch diese Faktoren kann bei der kontrollierten Aufzucht weitgehend auf die Verwendung von Fischmehl und Fischöl verzichtet werden. Angesichts der zunehmenden globalen Überfischung der Meere für die industrielle Fischmehlproduktion ist dies ein gewichtiges Argument für eine ökologisch verträgliche Produktion des Pangasius. Der Trend geht zum Bio-Pangasius!
Produktsicherheit
Beim Aufbau einer industriellen Pangasius Aquakultur haben Behörden und Betreiberfirmen in Vietnam von Anfang an versucht, die Fehler zu vermeiden, wie sie in Bezug auf die Produktsicherheit zuvor in anderen asiatischen Ländern schon gemacht wurden. So wurde in den modernsten Aufzucht- und Verarbeitungsanlagen ein striktes Qualitätsmanagement implementiert, um von vornherein den strengen Importrichtlinien der EU und der USA zu folgen. Dementsprechend verfügen die Verarbeitungsbetriebe dann über registrierte “EU-Nummern”, bzw. Export Codes, die ihnen von den Prüfbehörden in Europa und den USA zuerkannt werden.
Die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe arbeiten in der Regel nach dem in der Lebensmittelindustrie gängigen HACCP – Protokollen und sind oft schon nach den neuesten ISO9001:2000 Normen zertifiziert.
Pangasiuszucht ausserhalb Vietnams
Auch wenn der weit überwiegende Teil der produzierten Fische aus Vietnam stammt, bauen immer mehr Länder eine eigene Pangasius-Aquakultur auf. So soll z.B. auf den Philippinen mit Unterstützung der philippinischen Regierung und eines privaten Unternehmens zügig eine eigenständige Pangasiusproduktion zur Deckung des Eigenbedarfs entwickelt werden.